Amberg
Triefende Ironie und tiefes Gefühl
Perfekt arrangiertes Jazzfrühstück mit dem "Yara Linss Trio" und viel Bossa Nova in der Stadtbibliothek "Felicidades - Glückwunsch!" zu diesem Jazz-Frühstück mit Yara Linss, Paulo Morello und Sebastian Klose. Ganz ohne Fußball-Getröte und -Getöse zauberten diese drei am Sonntagvormittag mit Gesang, Gitarre, Bass und viel Bossa Nova brasilianisches Lebensgefühl in den Innenhof der Stadtbibliothek. Dazu packten sie noch amerikanische Songs und feine Jazzkompositionen. Das Team um Büchereileiterin Bettina Weisheit steuerte Suppen, Semmeln und Süßes bei. Wetter, Musikauswahl, Technik und Besuch passten perfekt. Die Reihen waren dicht besetzt, die Stimmung gut und das Programm vielfältig. "Desafinado", was auf Portugiesisch "verstimmt" heißt und ein berühmter Bossa-Nova-Titel des brasilianischen Komponisten Antonio Carlos Jobim ist, musste niemand sein. Schon gar nicht bei der Interpretation von Yara Linss. Mit federleichter Grazie, großer Ausstrahlung und unaufdringlicher Virtuosität erzählt sie Geschichten von "einem ganz wunderbaren Land", dem "Land ihrer Sehnsucht, dem Land ihrer Geburt - Brasilien"! Yara Linss, die Tochter einer Brasilianerin und eines Deutschen, kam mit vier Jahren nach Deutschland, absolvierte ein Jazzstudium an der Nürnberger Musikhochschule und wurde 2008 mit einem Nürnberg-Stipendium ausgezeichnet. Sie spricht drei Sprachen perfekt. In Portugiesisch, Englisch und Deutsch präsentierte sie die Matinee. Langer, bunter Rock, schwarzes Top und rotes Bolero, so singt und tanzt sie auf der Bühne. Zart die Figur, zart auch die Stimme und doch so warm und weich, leidenschaftlich und energisch, melancholisch und auch wieder neckisch- verspielt. In ihrem Repertoire finden sich ungewöhnlich arrangierte Songs, wie der Marilyn-Monroe-Titel "My Heart Belongs to Daddy" von Cole Porter, ebenso wie kraftvoller Jazz und zeitgenössischer Bossa Nova. Die Eleganz und mädchenhafte Leichtigkeit der Sängerin erdeten die zwei starken und doch so einfühlsamen Musiker Paulo Morello (Gitarre) und Sebastian Klose (Bass) an ihrer Seite. Mit vielfarbigem Sound und ausbalancierter Dynamik, mit virtuosen Soli und variablen Rhythmusdetails bauten sie das tragende Fundament. Sie waren gut aufeinander abgestimmt - flexibel und sensibel für die unterschiedlichsten Klangnuancen. So lässt sich zwischen den Polen Zartheit und Melancholie, Leidenschaft und Liebe ein Zipfel vom brasilianischen Lebensgefühl erhaschen. Es gab viel Zwischen- und Schlussapplaus!