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Etwas São Paulo in Ulm


Als Tochter einer Brasilianerin und eines Deutschen wurde Yara Linss 1980 in São Paulo geboren. Sie kam im Alter von vier Jahren nach Deutschland und wuchs in Ulm auf.

Augsburger Allgemeine Lokales (Neu-Ulm)

Kammermusikalisches Erlebnis mit Yara Linss

Polnische Gedichte in brasilianische Bossa-Nova-Rhythmen kleiden – kann das gut gehen? Und ob: Den Beweis lieferte die Sängerin Yara Linss bei ihrem stimmungsvollen Sommerkonzert auf der Terrasse des HfG-Archivs auf dem Oberen Kuhberg.

Rund 200 Besucher folgten der Einladung des Vereins Kunst-Werk und erlebten einen außergewöhnlichen Sommerabend mit der in São Paulo geborenen und in Ulm aufgewachsenen Musikerin, die das Experiment wagte, das ganze Konzert nur zu zweit zu bestreiten: sie und der brasilianische Gitarrist und Komponist Joao Luis Nogueira. Es kam keinen Moment Langeweile auf, man wog sich im Rhythmus von Samba, Rumba, Bossa, Choro und lyrischem Jazz, lauschte der weichen und mädchenhaften Stimme von Yara Linss und genoss die facettenreichen Klangmalereien dieses gut eingespielten Duos. Zwischen ihren brasilianischen Chansons zwischen Melancholie, Sehnsucht und Ausgelassenheit erläuterte sie etwa sehr humorvoll ihre Vertonungen der Poems und Balladen brasilianischer und polnischer Dichterinnen und Dichter. Stellte Yara Linss ihr jüngstes Album Samambaia vergangenes Jahr im ausverkauften Charivari noch in der größeren Studio-Besetzung vor, so war man gespannt, wie die Reduktion auf Gitarre und Stimme dieser neuen Lieder wirkte: Es fehlte an nichts, war ein intensives kammermusikalisches Erlebnis, man konnte sich an der Stimme und dem furiosen Gitarrenspiel nicht satthören.

Yara Linss mit ihrem sternenklaren Sopran blieb auch mit Samambaia auf ihrer konsequenten Linie quer zum Mainstream treu, der auch die aktuelle musikalische Landschaft Brasiliens erfasst hat und verriet, was der Name des neuen Albums bedeutet: Es ist ein Farn, der in brasilianischen Haushalten als Schutzpatron für das Heim gilt.

Gegen den Rat ihres deutschen Vaters – die Mutter ist Brasilianerin – erlernte sie keinen Brotberuf, sondern studierte klassischen Gesang und Jazz. Heute zählt das ehemalige Ulmer-Spatzenchor-Mitglied zu den besten Jazzsängerinnen brasilianischer Prägung Deutschlands mit zahlreichen Auszeichnungen. Ein Hauch von Rio ohne Karneval spürten die 200 Gäste auf der sommerwarmen Terrasse der ehemaligen Hochschule für Gestaltung und wurden mit einem poetisch-schönen Konzert beglückt.

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